Kleine Affäre mit Jan Jansen

Ab dem 31. Januar 2025, 19 Uhr: Backstein-Mauern, Kachel-Wände und Abluft-Apparaturen

Jan Jansen

Jan Jansen (1988) kommt aus Bergisch Gladbach und hat Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Volker Lehnert und Peter Chevalier studiert.

Jansen beschäftigt sich künstlerisch mit auf den ersten Blick realistisch anmutenden Stadtansichten. Die gut beobachteten Eindrücke und oft minutiös geschilderten Szenen stellen allerdings keine realen Orte dar, sondern bilden prototypisch unsere Gegenwart ab. Sie zeigen die Schönheit und Erhabenheit vernachlässigter oder nur flüchtig wahrgenommener Orte.

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Seine „Prototypen“ aus der urbanen Peripherie wirken einerseits der Romantik verwandt, spielen aber auch mit der Grenze zwischen Realismus und Abstraktion.

Jan Jansen hat einen exzellenten Blick für das Schöne im Hässlichen. Unscheinbare Hausfassaden, Wellblechverkleidungen, Brückenpfeiler und Trafohäuschen werden bei ihm zur aufregenden Farbkomposition und ausdrucksstarken Skulptur. Der Mensch ist fort, durch Graffities und verblichene Schriften aber doch präsent. Die festgehaltenen Szenen gleichen Theaterbühnen, die uns auffordern, sie mit unserer Fantasie und eigenen Geschichten über die Bewohner und Benutzer zu beleben.

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Die teils beobachteten, teils komponierten Szenen beleuchten laut Schacher „feinsinnig die widersprüchlichen Wirklichkeiten unseres momentanen Alltags“. Jansen transformiere TV-Bilder, Artikel, Gesehenes und Empfundenes zu trostlosen, aber auf gewisse Weise auch „schönen“ Hausfassaden, die sich abstrakten Farbkompositionen und gegenstandslosen Rasterbildern annähern.

In dieser Form noch nie so umfassend gezeigt erinnern uns seine in Raum 1 gezeigten Papierarbeiten, lakonisch „Intermezzo. Eindrücke zwischen den Krisen“ betitelt, an die Trostlosigkeit des Corona-Lockdowns. Achtlos weggeworfene Zigarettenkippen und respektlos auf die Wand geschmierte Beschimpfungen bezeugen, dass es sich hier um echte, unbeschönigte Realitätsausschnitte handelt, die trotzdem und gerade deswegen als urbane Ikonen eine ganz eigene „Schönheit“ und Ästhetik haben. Backstein-Mauern, Kachel-Wände und Abluft-Apparaturen überführen die Tradition der konkreten Kunst in die Gegenwart. Natur kommt nur in vom Menschen gezähmter Form, als Rasen, Busch oder Topfpflanze vor – oder als surreale Wald-Spiegelung in Fensterscheiben und im Sichtfenster eines Kaugummi-Automaten. Seine beiden neuesten Gemälde „Teilaspekte“ und „Strukturelle Unterschiede“ zeigen, dass sich Jan Jansen wieder an größere Formate traut und jetzt die verschiedenen Sichtachsen und Perspektiven, Drauf- und Ansicht, Vorder- und Hintergrund mischt. Sehr schön!

Die Ausstellung eröffnet am 31. Januar 2025 um 19.00 Uhr mit einer Vernissage.